3. April 2024

Projekt des Monats März 2024

Fragmente der Erinnerung. Der Schatz des Prager Veitsdom im Dialog mit Edmund de Waal, Josef Koudelka und Julian Rosefeldt

Menschen sind Wesen, die glauben und sich erinnern – sie sind geschichtsbewusste Wesen. Die Ausstellung „Fragmente der Erinnerung“ kombiniert fünf Werk- und Themenkomplexe, die Glauben und Kulturen, aber auch das Erinnern und Festhalten von Erinnerung aufgreifen. Im Zentrum steht der über Jahrhunderte gewachsene Reliquienschatz des Prager Veitsdoms, eine der bedeutsamsten Sammlungen von Belegstücken des Glaubens, die als heilig und wunder wirkend verehrt und oft kostbar gefasst wurden. In der christlich grundierten mittelalterlichen Gesellschaft haben solche Reliquiensammlungen immer auch eine politische Dimension.

Foto: Oliver Killig

Der Domschatz wird zum Bestand des Dresdner Grünen Gewölbes und zu drei zeitgenössischen Künstlern in Dialog gesetzt. Die historische Sammlung des Domschatzes ist durch die christliche Erlösungshoffnung mit ihren Traditionen geprägt. Dazu bildet das keramische Werk von Edmund de Waal einen Gegensatz: auch er schafft Sammlungen, doch sind seine Gefäße gleichsam abstrakte Schöpfungen, die mit feinsten Nuancen von Farbe, Form und Rhythmus Räume für Meditation und Reflexion bieten. Er ist weltweit durch die literarische Aufarbeitung seiner jüdischen Familiengeschichte in „Der Hase mit den Bernsteinaugen“ bekannt geworden.

Foto: Oliver Killig

Fotografien von Josef Koudelka bilden dazu wiederum einen rauen Kontrast, denn sie zeigen die Wirklichkeit der durch die Errichtung der Mauer zwischen Israel und der palästinensischen Westbank zerschnittenen Landschaften – eben jener Region, in der die drei monotheistische Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam ihre Wurzeln und sakralen Stätten haben.

Foto: Oliver Killig

Der Film „In the Land of Drought“ von Julian Rosefeldt ruft Erinnerungen an die Urgeschichte der menschlichen Zivilisation wach und fragt nach unserem Geschichtsbewusstsein, unseren fragmentarischen und eigenartig konstruierten Narrativen. Die eindrücklichen Filmszenen sind in Nordafrika und Deutschland gedreht – und machen auch unser Verhältnis zu Landschaft und Umwelt zum Thema.

Foto: Oliver Killig

Vervollständigt wird dieses Ensemble durch eine für Besucher:innen nutzbare Bibliothek als einen Ort, an dem die Gedächtnisspuren unserer Zivilisation aufbewahrt und aufgearbeitet werden – auch wenn sie notwendigerweise fragmentarisch bleiben.

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